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Wim Wenders | Filmreihe

 

Freitag, 1. August, 18 Uhr (128 Min.)

Der Himmel über Berlin, 1986/87

DER HIMMEL ÜBER BERLIN markierte Wenders’ „Heimkehr“ und war sein erster Film in Deutschland nach 8 Jahren in den USA.

Die Hauptfiguren sind Schutzengel, freundliche unsichtbare Wesen im Trenchcoat, die den Gedanken der Sterblichen zuhören und versuchen, sie zu trösten. Einer von ihnen, Damiel (Bruno Ganz), hat den Wunsch ein Mensch zu werden, nachdem er sich in die schöne Trapezkünstlerin Marion (Solveig Dommartin) verliebt. Peter Falk, der sich selber spielt, steht ihm bei seiner Umwandlung bei, indem er ihn in die kleinen Freuden des Lebens einweiht.

Der Film ist aus der Perspektive der Engel erzählt, und die sehen die Welt in schwarz-weiß. Erst als Damiel ein Mensch wird, eröffnen sich ihm die Farben. Er lässt seinen alten Freund Cassiel (Otto Sander) allein zurück, der weiterhin dem alten Homer (Curt Bois), dem „Erzähler der Menschheit“, zur Seite steht.

Der Film wurde ein Kultfilm in der ganzen Welt, und 1998 unter dem Titel CITY OF ANGELS mit Nicolas Cage und Meg Ryan in den Hauptrollen neu verfilmt.

BRD/Frankreich 1986/87

 

Samstag, 13. September, 18 Uhr (121 Min)

Der Stand der Dinge, 1981/82

DER STAND DER DINGE ist ein höchst persönlicher Film über das Filmemachen in Europa und Amerika. Er handelt von einem Filmteam, das auf der westlichsten Spitze Europas gestrandet ist. Regisseur Friedrich Munroe (Patrick Bauchau), Kameramann (Sam Fuller), Drehbuchautor und Schauspieler sind von ihrem Produzenten verlassen worden. Nachdem der letzte Meter Film verdreht wurde, (es geht um das Remake eines Low-Budget Sci-Fi Thrillers) gibt es nichts mehr zu tun als zu warten.

Schließlich bricht Friedrich nach Los Angeles auf, um den verlorenen Produzenten (Allen Goorwitz) zu suchen. Er findet ihn auf dem Sunset Boulevard in seinem Wohnmobil, auf der Flucht vor irgendwelchen Gangstern oder Financiers. Beide müssen ihr schwarz/weiß-Film-Abenteuer am nächsten Morgen mit dem Leben bezahlen. Friedrich „wehrt sich“ noch, bis zum Tod, indem er mit seiner Super-8 Kamera „zurückschießt“.

Wenders’ Parabel vom Filmemachen ist auch als Auseinandersetzung mit den Schwierigkeiten gesehen worden, die er während der Produktion seines ersten Filmes in Amerika, HAMMETT, hatte.

BRD 1981/82

 

Samstag, 25. Oktober, 18 Uhr (105 Min)

Buena Vista Social Club, 1998/1999

Wim Wenders begleitete seinen langjährigen Freund Ry Cooder, der schon die Musik von PARIS, TEXAS und END OF VIOLENCE geschrieben hatte, mit einem kleinen Filmteam nach Havanna, wo Cooder die Aufnahmen für das Solo-Album von Ibrahim Ferrer im Studio einspielen wollte, in der Nachfolge der (damals noch nicht erschienenen) ersten „Buena Vista Social Club“-CD. Wenders tauchte ein in die Welt der kubanischen Musik. Über mehrere Monate hinweg beobachtete und begleitete er die Musiker, zuerst zuhause in Havanna, dann Wochen später, im April 1998, nach Amsterdam zu dem ersten öffentlichen Auftritt der Band (die außer im Studio vorher nie zusammengespielt hatten) und dann, noch später, im Juli 1998, zu dem triumphalen Konzert in der Carnegie Hall nach New York.

Er verfolgte so die alten Helden der traditionellen kubanischen Son-Musik auf ihrem Weg aus der völligen Vergessenheit bis hin zu Weltruhm, innerhalb nur weniger Monate. „Ich dachte, ich drehe einen Dokumentarfilm,“ sagte er, „dabei waren wir dabei, einem Märchen beizuwohnen, das sich niemand so hätte ausdenken können.“

Die Musikdokumentation wurde im Kino zur Sensation und ein weltweiter Erfolg. Neben einer Oscarnominierung als bester Dokumentarfilm erhielt BUENA VISTA SOCIAL CLUB in dieser Kategorie den Europäischen Filmpreis, den Deutschen Filmpreis in Gold, die Goldene Kamera, den Großen Filmpreis von Brasilien und zahlreiche weitere Auszeichnungen.

Deutschland/USA 1998/99

 

Samstag, 29. November, 18 Uhr, 146 Min

Paris, Texas, 1983/84

PARIS, TEXAS gilt als Wenders’ bekanntester und weltweit erfolgreichster Film. Von der Kritik gefeiert, gewann er eine Reihe von wichtigen internationalen Preisen, u. a. die Goldene Palme in Cannes.

Wie aus dem Nichts taucht in der sengenden Wüstenhitze zwischen den USA und Mexiko ein hagerer Mann auf, der einen dunklen Anzug und eine rote Baseballkappe trägt. Travis. Er trinkt den letzten Schluck aus seiner Wasserflasche, dann marschiert er unbeirrt weiter in die Ödnis, die bei den Einheimischen „The Devil’s Playground“ heißt. Travis mag kein Wort sprechen und sein Gedächtnis weitgehend verloren zu haben, aber er ist getrieben von dem Wunsch, seine Familie wiederzufinden.

Wim Wenders‘ bildgewaltiger Cannes-Gewinner von 1984, traumhaft aufgenommen vom holländischen Kameramann Robby Müller, ist eine Geschichte von Selbstfindung, Verlust, Erlösung und der unzerstörbaren Bande der Liebe. Herausragende schauspielerische Leistungen von Harry Dean Stanton und Nastassja Kinski, ein meisterliches Drehbuch von Sam Shepard und der eindringliche Soundtrack von Ry Cooder haben dazu beigetragen, dass PARIS, TEXAS auch 40 Jahre später noch als Kultfilm gilt. Die 4K-Restaurierung tut das ihrige dazu, ihn in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

BRD/Frankreich 1983/84

 

Samstag, 6. Dezember, 18 Uhr (175 Min)

Im Lauf der Zeit, 1975/76

IM LAUF DER ZEIT handelt von einer Freundschaft zwischen zwei Männern: Bruno alias „King of the Road“ (Rüdiger Vogler) repariert Filmprojektoren und bereist mit seinem LKW eine Route entlang der deutsch-deutschen Grenze, und der Psychologe Robert alias „Kamikaze“ (Hanns Zischler) ist auf der Flucht vor seiner eigenen Geschichte. Als Robert seinen alten VW geradewegs in die Elbe steuert, wird er von Bruno herausgefischt. Ab da beginnt ihre gemeinsame Reise durch ein deutsches Niemandsland und führt sie von der Lüneburger Heide bis in den Bayerischen Wald.

Der Film wurde von Wenders ohne Drehbuch begonnen. Stattdessen gab es eine Reiseroute, die er vorher erkundet hatte: all die Kleinstädte entlang der Mauer, in denen es in dieser Zeit des großen Kinosterbens noch Lichtspieltheater gab. Der alte Möbelwagen mit den Kinoprojektoren hinten drin wird zu einer Metapher für die Filmgeschichte. Nicht umsonst ist der Film Fritz Lang gewidmet.

Diese „Männergeschichte“ handelt auch von der Abwesenheit von Frauen, von Einsamkeit und vom Nachkriegsdeutschland. “Die Amis haben unser Unterbewusstsein kolonialisiert”, sagt Robert einmal zu Bruno.

BRD 1975/76

 

Samstag, 10. Januar, 18 Uhr (179 Min)

Bis ans Ende der Welt, 1990/91

BIS ANS ENDE DER WELT ist „das ultimative Road Movie“, eine Reise um den Globus, eine Odyssee der Gegenwart, und Ähnlichkeiten mit Homers Mythos ergeben sich durchaus. Nur daß das Ziel dieser Reise die spirituelle Versöhnung zwischen einem besessenen Vater und seinem verlorenen Sohn ist. Und dass in BIS ANS ENDE DER WELT Penelope sich entscheidet, Odysseus hinterherzureisen.

Um seiner blinden Frau (Jeanne Moreau) das Sehen zu ermöglichen, erfindet Dr. Farber (Max von Sydow) ein Verfahren, das es möglich macht, die vom Gehirn eines Sehenden aufgezeichneten Bilder direkt in das Sehzentrum eines Blinden zu senden.

Farbers Sohn Sam (William Hurt) macht sich auf eine Reise um die Welt, um für seine Mutter die Stationen ihres Lebens zu „sehen“ und aufzuzeichnen. Die Französin Claire (Solveig Dommartin) verliebt sich in ihn und reist ihm hinterher. Sie wird ihrerseits von dem Schriftsteller Eugene (Sam Neill) verfolgt, der ihre Abenteuer aufzeichnet.

Der Film, 1990 gedreht, spielt in der nahen Zukunft, um die Jahrtausendwende. Wenders interessiert dabei vor allem, wie die Menschheit mit Bildern umzugehen lernt, bzw. ihr Opfer wird. „Am Anfang war das Wort. Was wäre, wenn am Ende nur das Bild übrig bliebe!?“ notiert Eugene.

Frustriert von dem „Reader’s Digest“ seines Films, den ihm Verleiher aufzwangen, stellte Wenders zwei Jahre nach Erscheinen des Films einen „Director’s Cut“ her, der in seiner Länge von 4 ½ Stunden seinen Intentionen und der epischen Geschichte gerecht wird.

Deutschland/Frankreich/Australien 1990/91

1994 Director’s Cut

 

Anika De Klerk (@anikamikkelson) by unsplash