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Live Arts | ALESSANDRO SCIARRONI

SAVE THE LAST DANCE FOR ME

In Save the last dance for me arbeitet der italienische Choreograf Alessandro Sciarroni zusammen mit den Tänzern Gianmaria Borzillo und Giovanfrancesco Giannini an den Schritten des Bologneser Tanzes Polka Chinata. Es handelt sich um einen Balztanz, der ursprünglich nur von Männern getanzt wurde und auf das frühe 20. Jahrhundert zurückgeht: Er ist körperlich anstrengend, fast akrobatisch und erfordert, dass sich die Tänzer umarmen, herumwirbeln und sich fast bis zum Boden auf die Knie beugen. Sciarroni entdeckte diesen Tanz im Dezember 2018, als er in Italien nur noch von fünf Personen praktiziert wurde. Gemeinsam mit Giancarlo Stagni, einem Filuzziani-Tanzmeister belebte Sciarroni die in Vergessenheit geratene Tradition mithilfe einiger weniger Dokumentaraufnahmen wieder. Eine wunderbare Reminiszenz an die italienische Volkskultur.

Tipp: Um diese nahezu vergessene Tradition allen Besucher*innen näherzubringen, wird im Rahmen der Tanzwelten-Ausstellung am 30. und 31. Januar 2025  jeweils von 11–13 Uhr ein Workshop mit den beiden Tänzern angeboten, um die Grundschritte des Polka Chinata zu lernen. Teilnahme frei, mit Ticket zur Ausstellung Eine schriftliche Anmeldung über buchung@bundeskunsthalle.de erforderlich

 

 

U. (UN CANTO).

U. ist eine musikalisch untermalte Performance, ein Konzert, bestehend aus italienischen Chorliedern, die zwischen der Mitte des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart komponiert wurden.

Für die neue Arbeit hat Alessandro Sciarroni eine Gruppe von Performer*innen ausgewählt, die einen Chor bilden, um ausgewählte Lieder vorzutragen. Entstanden ist eine Choreografie, in der sich die Stimmen im Wechsel von Gesang und langen Momenten der Stille die Hände reichen.

Die Chorlieder handeln von der Beziehung zwischen Mensch und Natur, von dem Verhältnis zwischen dem menschlichen und dem göttlichen Element und vom Vergehen der Zeit. Zugleich thematisieren sie die Akzeptanz der menschlichen Grenzen angesichts des Geheimnisses der Existenz, der Vergänglichkeit des Lebens und der Freude und des Privilegs, es leben zu dürfen.  

Die anfängliche Inspiration für die Recherche ergab sich aus einem Auftrag der Fondation Cartier, die den Künstler im November 2022 einlud, eine ihrer Soirées Nomades mitzukuratieren. Bei dieser Gelegenheit traten zehn folkloristische Chöre aus verschiedenen Nationen in den Ausstellungsräumen der Triennale di Milano auf und interpretierten traditionelle Lieder über Liebe, Natur, Exil und Wiederstand. Besonders beeindruckt war Alessandro Sciarroni von dem Repertoire der beiden eingeladenen italienischen Gruppen: dem Männerchor Voci dalla Rocca und dem gemischten Jugendchor I Piccoli Cantori della Brianza. Diese von der Volksmusik inspirierte Musik hat ihre Wurzeln im letzten Jahrhundert, auch wenn einige der Komponisten dieses Genres immer noch aktiv sind, wie Renzo Bertoldo, Piercarlo Gatti und Bepi De Marzi. Ein weiteres faszinierendes Element in den Programmen dieser Chöre ist die Tatsache, dass das Folk-Element manchmal mit dem Singer-Songwriter-Genre verschmilzt, wie im Fall von Dolce Sentire von Riz Ortolani, das sowohl als Soundtrack für Franco Zeffirellis Film Brother Sun, Sister Moon auch als religiöses Lied dient.

 

 

 

Bild: Alessandro Sciarroni, Save The Last Dance For Me © Passages Transfestival-Metz 2023, Foto: Raoul Gilibert